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Gestörte Entgiftungsfunktion der Leber beim Pferd und ihre Folgen

Gerade in den Zeiten des Fellwechsels wollen viele Pferdebesitzer ihre Pferde bei der Entgiftung unterstützen. Einige Futtermischungen hält der Markt dafür bereit. Doch was die meisten Pferdebesitzer nicht wissen - auch Futtermittel können unter Umständen mehr Schaden anrichten, als das sie nützen. Denn nicht nur die Leber ist für die Entgiftung zuständig. Auch das Mikrobiom des Dickdarmes spielt eine sehr wesentliche Rolle. Viele viele Jahre wurde dem Mikrobiom des Darms in der Forschung relativ wenig Beachtung geschenkt, erst in den letzten Jahren nimmt die Forschung dazu etwas Fahrt auf. Es ist unglaublich interessant, wie viele Krankheiten beim Menschen mittlerweile in Verbindung mit einem gestörten Mikrobiom im Darm in Zusammenhang gebracht werden können. Dabei dürfte die Forschung jedoch noch lange nicht alle Geheimnisse gelüftet haben. Noch viel weniger erforscht ist dabei aber das Mikrobiom des Darmes des Pferdes. Es ist überhaupt noch nicht gänzlich geklärt, wie viele verschiedene Mikroorganismen an den ganzen Prozessen im Darm beteiligt sind. Was jedoch klar ist, ist die Tatsache, dass wenn die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm aus dem Gleichgewicht gerät, dies zu schwerwiegenden Folgen für den gesamten Stoffwechsel führen kann.


Ein gesundes Pferd kann in seinem Darm ausreichend viel aktives Vit.B6 (auch Pyridoxal-5-Phosphat - kurz P5P - genannt) mithilfe der Darmbakterien erzeugen. Dies ist äußerst wichtig, da dieses P5P für einen sehr wichtigen Umbauprozess in der Leber verantwortlich ist - und zwar der Biotransformation. Die Biotransformation ist ein äußerst komplex ablaufender Vorgang in den Mitochondrien den Leberzellen.


Extrem vereinfacht dargestellt läuft sie wie folgt ab:

Die Giftstoffe die in die Leber kommen sind zu einem großen Teil fettlöslich. Mit Giftstoffen sind nicht nur Umweltgifte, die auf das Pferd einwirken, sondern auch Medikamente und andere Abbauprodukte, die im Stoffwechsel des Pferdes entstehen und aus dem Körper heraustransportiert werden müssen, gemeint. Diese Stoffe werden nun in einer biochemischen Reaktionsfolge verarbeitet, die im groben in zwei Phasen eingeteilt wird. In der ersten Phase werden die Moleküle ( also die genannten Giftstoffe) so vorbereitet, dass weitere Moleküle an sie angehängt werden können, damit aus fettlöslichen Stoffen, wasserlösliche Stoffe werden. Und nun kommt auch schon der Prozess, für den das oben genannte P5P - also das aus dem Darm stammende aktivierte Vit.B6 - wichtig ist. Die vorbereiteten Moleküle benötigen das P5P als Katalysator um sich mit weiteren wasserlöslichen Molekülen zu verbinden. Nur so kann der erst fettlösliche Giftstoff in eine wasserlösliche Form umgewandelt und von der Niere erkannt und ausgeschieden werden.


Was passiert jetzt aber, wenn das Mikrobiom des Darmes gestört wird und daraufhin nicht genügend aktiviertes Vit.B6 erzeugt werden kann?


In der Leber läuft die Phase 1 der Biotransformation deshalb trotzdem wie gewohnt ab. Nur stockt sie dann, da aufgrund des Fehlens von P5P die zweite Phase nicht starten kann. Der Stoffwechsel wird gezwungen einen "Notfall- Umweg" einzugehen. Dabei werden nun einige der vorbereiteten Moleküle aus der Phase 1 an Mineralstoffe gekoppelt. Denn dafür ist kein Vit.B6 nötig. Durch bestimmte Mineralstoffe können somit einige der Moleküle wasserlöslich und damit bereit für das Ausscheiden gemacht werden. Dies erfolgt dann aber natürlich unter Mineralverlust und ist auch nicht mit allen Molekülen möglich. Mineralstoffe die dafür am meisten genutzt werden sind Schwefel, Mangan, Zink und Selen . Moleküle, die nicht an Mineralstoffe gebunden werden können, müssen eingelagert werden. Und zwar werden dabei die fettlöslichen Abfallstoffe im Fettgewebe und die wasserlöslichen, aber nicht ausscheidbaren Stoffe im Bindegewebe eingelagert.


Und jetzt wird das Ausmaß der Dysbiose des Darmes eigentlich erst ersichtlich. Nämlich durch die Folgen von Mineralmängeln und den Einlagerunsreaktionen. Die Pferde zeigen verschiedenste Symptome und werden zunehmend immer empfindlicher auf Umweltreize, Stress oder Medikamente, da der Körper keine Kompensationsmöglichkeiten mehr besitzt.


Kennst Du die Pferde, mit Schwabbelhals und fetten Polstern an den Flanken?

Die Pferde, mit ständigen Sehnenproblematiken oder immer wieder auftretenden Lahmheiten und Rückenverspannungen?

Oder Pferde, die auf einmal Stichelhaare oder senkrechte Streifen um den Rumpf bekommen?

Aufgewölbte Nierenregion und Fellwechselprobleme?

Sommerekzem und weitere Hauterkrankungen wie Mauke?

Hufproblematiken wie Strahlfäule, Hufrehe, sprödes Horn, schlechtes Hornwachstum oder immer wiederkehrende Hufgeschwüre?

Pferde, die ständig Husten müssen und bei denen Allergien festgestellt werden?

Oder Pferde, mit aufgeblähtem Bauch, Kotwasser, Durchfall und immer wiederkehrenden Koliken?

Machst du regelmäßige Blutbilder aber Selen und eventuell auch Zink sind ständig im unteren Referenzbereich oder sogar im Mangel obwohl du die Nährstoffaufnahme bereits hoch gefahren hast?


All diese Symptome sind mittlerweile sehr weit verbreitet in den Ställen. Meist werden sie Symptomgemäß behandelt, sind vielleicht für eine kurze Zeit verschwunden und schlagen dann aber schlimmer zurück oder verlagern sich auf andere Körperbereiche. Die Ursache dafür liegt darin, dass das Problem eben nicht bei der Wurzel gepackt wurde!


Doch wie kann es überhaupt soweit kommen, dass das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht gerät?


Vor allem die Ernährung spielt dabei eine große Rolle! Schon wenn eine Mutterstute ein schlechtes Mikrobiom aufweist, wird das Fohlen ebenso ein nicht ausreichendes Mikrobiom aufbauen und ist von Anfang an geschwächter als Fohlen, von gesunden Mutterstuten. Aber auch ein Pferd, dass sich als Fohlen ein gesundes Mikrobiom aufbauen konnte, kann dies im Laufe seines Lebens schnell wieder verlieren. Auslöser können dabei folgende sein:


Lange Futterpausen oder viel Strohfütterung.

Fütterung von stark verarbeiteten Futtermitteln wie Müslis, Pellets usw.

Eine dreiwöchige Fütterung von Heulage oder Silage reicht bereits aus, um das Gleichgewicht im Mikrobiom schwerwiegend zu stören!

Gehäckseltes Futter oder zu viel Stärkeeintrag durch Fütterung von Mais oder Soja

Fütterung von Hefen oder Bakterien, die nicht zur normalen Darmflora des Pferdes gehören.

Zahnprobleme, Magengeschwüre und Stress

Antibiotikagaben und zu viel chemische Entwurmung bzw. generelle Medikamentengabe

Schimmeliges Heu


Die Probleme entstehen also in aller Regel durch ein falsches Futtermanagement. Und zwar auch, wenn es möglicherweise schon 3 oder 5 Jahre zurück liegt. Bis Symptome sichtbar werden kann einige Zeit vergangen sein. Das Pferd ist grundsätzlich in der Lage, schwierige Situationen in einem gewissen Maße zu kompensieren. Je mehr sein Organismus jedoch belastet wird und mehrere Faktoren aufeinander treffen desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das System aus dem Gleichgewicht gerät und das Pferd es nicht mehr schafft diese schwierigen Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen.


Wie kann dem Pferd geholfen werden?


Das A und 0 bei einer Störung des Mikrobiom ist die Anpassung der Fütterung und eventuell auch Haltung und die Sanierung des Darmes! Da jedes Pferd allerdings mit unterschiedlichen Symptomen auf die Störung der Entgiftungsfunktion der Leber reagiert ist auch eine individuell angepasste Therapie nötig! Man muss äußerst vorsichtig mit einigen Kräutern und Futtermitteln sein, auch wenn sie noch so schön auf dem Futtermarkt angepriesen werden. Nicht jedes Futter eignet sich für jedes Pferd und kann im schlimmen Fall auch genau das Gegenteil bewirken, was man eigentlich erreichen möchte. Es ist also unbedingt notwendig, einen Therapeuten zu verständigen, der sich mit dieser Erkrankung - die im Sprachgebrauch auch KPU (Kryptopyrrolurie) genannt wird - auskennt und bei der Therapie unterstützt.


Wenn Du einige der oben genannten Symptome bei deinem Pferd bemerkst und vielleicht auch schon seit einer Ewigkeit versuchst zu behandeln aber keine der Therapiemaßnahmen wirklich greifen, dann melde Dich gern bei mir!


Es ist wichtig, so schnell wie Möglich auf eine Entgleisung des Stoffwechsels zu reagieren. Umso früher man es bemerkt, desto besser sind die Heilungsaussichten und desto schnell kann das Pferd wieder genesen.









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